Das Schwabenkinderprojekt der ELEMENTA WALGAU

04.08.2013 | Elementa Walgau

Ein Rückblick von Thomas Gamon, Leiter des historischen Gemeindearchives Nenzing. Im Jahr 2008 wurden wir vom Bauernhaus-Museum Wolfegg eingeladen, bei dem EU-Projekt „Die Schwabenkinder“ teilzunehmen. Hierfür wurden Projektpartner aus der Schweiz, Italien, Deutschland, Liechtenstein und Österreich gesucht. Nach Rücksprache mit Bgm. Harald Sonderegger u.a., schlossen wir uns diesem Projekt an.

Die Gründe

Schwabenkinder gab es in jeder Gemeinde des Walgaus. Daher war es naheliegend und auch zielführend, diese primär als Forschungsprojekt gedachte Unternehmung als ELEMENTA-Projekt anzugehen.  Zudem stammt eines der berühmtesten Schwabenkinder, Regina Lampert, aus Schnifis. Ihre Tagebücher in Buchform sind nach wie vor ein Bestseller und gehen mittlerweile in die 9. Auflage. Die örtlichen Forschungen im Walgau zu dieser Thematik waren bis dahin sehr unterschiedlich. Einige Gemeinden hatten Namen und Daten bzw. Lebensumstände ihrer Schwabenkinder bereits erfasst, andere wussten praktisch nichts von der Existenz solcher Kinder.

 

Die Forschung

Es ergab sich durch das EU-Projekt der Wolfegger ein idealer Moment, diesem Thema gemeinsam auf den Grund zu gehen. Grundlage für unsere Forschungstätigkeit waren die Dienstbotenbücher in digitaler Form, die uns vom Bauernhaus-Museum Wolfegg zur Verfügung gestellt wurden. Die örtlichen Bauern mussten ja bei ihrer Gemeinde Namen, Alter und Herkunftsort ihrer Dienstboten (eben auch Kinder) angeben, sowie die Art und Dauer der Anstellung. Erstmals erhielten wir so Angaben und damit Belege über unsere Schwabenkinder von außen. Die örtlichen Forscher im Walgau konnten bisher nur Quellen und Erzählungen von den eigenen Archiven zur Recherche heranziehen.

Ziel war es, die Angaben der Schwaben und unsere bekannten Daten gemeinsam und gegenseitig zu ergänzen bzw. zu falsifizieren und verifizieren. Aus dieser Arbeit heraus entstand die Datenbank „Schwabenkinder“, die im Internet jederzeit abrufbar ist.

 

Das Projekt

Für den Walgau wurde für das Jahr 2012 ein Programm entwickelt, das als zentrales Vermittlungselement eine Wanderausstellung vorsah, die mit einem Rahmenprogramm ergänzt wurde. Jede Gemeinde wurde zum Mitmachen eingeladen. Es meldeten sich acht Gemeinden zu diesem ELEMENTA WALGAU- Projekt an: Schnifis, Göfis, Frastanz, Nenzing, Thüringen, Nüziders und erfreulicherweise auch die beiden Städte Bludenz und Feldkirch.

 

Ausstellung 

Die Ausstellung mit zehn Schautafeln und zwei Vitrinen wurde von Mag. Christof Thöny und Thomas Gamon kuratiert, und von Grafik Frei gestaltet. Die Größe der Ausstellung richtete sich nach der kleinsten Ausstellungsfläche, die zur Verfügung stand. Neben allgemeinen Informationen wurde insbesondere das Leben von Regina Lampert  dargestellt und auf speziellen Tafeln die Schwabenkinder des Ortes, an dem die Ausstellung statt fand, aufgelistet. Diese Ortstafeln beinhalteten die eigenen Forschungsergebnisse und die der Schwaben. Sie erweckten das größte Interesse der Besucher. Jede Ausstellergemeinde konnte ihre selbst gestaltete Tafel behalten. Drei Dokumentarfilme zum Thema wurden während der Ausstellungszeiten gezeigt.

 

Rahmenprogramm

Jede Ausstellung wurde mit einem Vortrag zum Thema begonnen - also acht verschiedene Referenten. Dazu konnte jede Gemeinde weitere Vorträge, Führungen, Lesungen, Filmabende nach eigenem Wunsch und Gutdünken organisieren.  Zwei gemeinsame Exkursionen ins Bauernhausmuseum Wolfegg und nach Ravensburg  wurden angeboten. Alle Veranstaltungen wurden in einem gemeinsamen Folder von der Regio Walgau gesammelt, und gedruckt an jeden Haushalt im Walgau verschickt.

 

Danke

Das Projekt endete im November 2012. Ein großes Dankeschön an alle acht Gemeinden (Gemeindebedienstete und Privatpersonen) und aktiven Personen, ohne Namen nennen zu wollen. Dank auch an das Bauernhausmuseum Wolfegg, in Person von Museumsleiter Stefan Zimmermann M.A.  sowie Christine Brugger M.A., das uns in allen unseren Anliegen hervorragend unterstützt hat. Da dies kein Projekt war, das von „oben verordnet“ wurde, hatte jeder auch Mitverantwortung zu tragen. So wurde eine win-win Situation für alle am Projekt Beteiligten geschaffen.  

Nach der EU- Finanzprüfung des Projekts Anfang Juni, die in Nenzing stattfand, wurden uns für die Entwicklung und Durchführung unseres Projektbeitrages ausschließlich Bestnoten attestiert. Neben dem Bauernhaus-Museum und dem Museum Humpis-Quartier in Ravensburg, war unser Projekt zudem das größte aller beteiligten Partner aus D, CH, FL und Südtirol.

 

 

Besucherzahlen

An den acht Ausstellungsorten wurden insgesamt annähernd 3.300 Besucher gezählt.

 

Bild unten: Regina Lampert - berühmte Schwabengängerin aus dem Walgau