Heimatmuseum Gandahus Vals

Graubünden, Schweiz

Das Gandahus in Vals, ein echtes Heimatmuseum, welches sich rühmen darf selbst schon ein Museumsstück zu sein. Es stellt den ältesten Typus des Valser Holzhauses dar und ist als solcher weitgehend erhalten geblieben. Es gehört zu den sogenannten «Heidehäusern», denn es zeigt einen Balken, der in der Giebelwand senkrecht steht und den obersten Dachbalken zu tragen hat, während ihm seitlich die queren Giebelbalken eingefügt sind. Eine solche Dachkonstruktion weist auf eine Entstehungszeit im 16. Jahrhundert hin, denn später wurde der Heidebalken nicht mehr eingesetzt. Das «Zerfreila-Spicherli» (Speicher), dieses kleine Gebäude neben dem Gandahus, ist fensterlos und ganz aus Holz errichtet. Es beherbergt zwei übereinanderliegende Räume. In das obere «Spicherli» kann man nur von außen über eine Blockstiege gelangen. Die Jahreszahl 1779 am ehemaligen Vorratsspeicher ist ohne Zweifel später angebracht worden, da das Gebäude viel älter sein dürfte. In seiner Ähnlichkeit mit dem «Walliser-Spicher» ist das «Zerfreila-Spicherli» also wohl auch ein Zeuge für die Herkunft der Valser aus dem Oberwallis.

Das Museum zeigt den Besucherinnen und Besuchern, wie die Valser vor dem Einzug der Moderne im Tal gewirtschaftet haben, wie sie vor über 400 Jahren ihre Häuser bauten, diese ausstatteten, Werkzeuge und Gebrauchsgegenstände der Valserbauern, ihr Handwerk, ihre Wohnkultur, welche Bräuche sie hatten, das religiöse Leben, eine Textilausstellung und vieles mehr.

Schwabengänger-Projekt

Im unteren Raum des «Zerfreila-Spicherli», wird im neu, permanent geschaffenen Ausstellungsraum ein Video Hörspiel mit Aufnahmen von Valser Schülern und Schauspielern zum Thema Schwabenkinder dargeboten. Für die Präsentation steht im Zentrum ein Flachbildschirm. Es handelt sich dabei um ein episches Hörspiel zum Thema «Schwabengängerei» mit historischen Bilddokumenten und einer theatralisch-szenischen Folge von Fotografien mit musikalischer Untermalung. Die im Hörspiel aufgearbeitete geschichtliche Sequenz thematisiert die damalige Armut im entlegenen Valsertal, welche die kinderreichen Familien dazu zwang, einen Teil ihrer Kinder oft schon ab dem siebten Altersjahr für sieben Monate jeweils im süddeutschen Raum zu verdingen. Im Kern der Handlung ist der eigentliche Konflikt innerhalb einer Valser Familie, die mittels Losentscheid die kleine Tochter Franziska auf die weite Reise nach Oberschwaben schicken will, dem widersetzt sich der Großvater mit einem kritischen «Statement» und einem heldenhaften Akt. Durch diese Konzentration der Handlung bildet das Spiel auch eine wichtige Etappe zur Endstation innerhalb des grenzüberschreitenden Interreg IV Projekts «Der Weg der Schwabenkinder».

Vals

Vals ist eine Walsersiedlung zuhinterst im abgelegenen Valsertal. Im 13. Jahrhundert begannen vom Oberwallis her die Walserwanderungen, bei denen die Leute der harten Existenz in ihrer Heimat entflohen. Im Laufe des 14. Jahrhunderts besiedelten die Walser in Familiengruppen vom Rheinwald her allmählich das Valsertal. Sie haben ihre unverfälschte Wesensart und Sprache bis in die heutige Zeit in beispielhafter Weise erhalten können. Auch in Vals war das Leben damals alles andere als einfach, und aus ihrer Not heraus verdingten viele kinderreichen Familien, Knaben und Mädchen im Schulalter, die sie zuhause zum Heuen oder Hüten nicht selbst brauchten, während der schulfreien Zeit, also etwa sechs bis sieben Monate, meistens an Großbauern im Schwabenland. Diese Art von Kinderarbeit dauerte vom 17. Jahrhundert bis vor dem Ersten Weltkrieg. Das Bergdorf Vals zählt heute rund 1000 Einwohner. Das Neue prägt auch das Valsertal: Die Staumauer, Hotels, Ferienwohnungen, moderne Wohnhäuser, das Hotel Therme mit seinem weltbekannten Bad, das Abfüllwerk des Valser Mineralwassers und die Bergbahn welche das attraktive Skigebiet am Dachberg erschließt.